"... und es kommen Menschen" – Bürgermeister Klaus Habermann zur Asylsituation in Aichach

15. Oktober 2015

Informations- und Diskussionsveranstaltung
am Donnerstag, 15. Oktober 2015, 19:30 Uhr, TSV-Re(h)staurant in Aichach

Täglich kommen Tausende Asylsuchende und Flüchtlinge nach Deutschland, um Schutz und Geborgenheit zu suchen. Sie haben ihre Heimat verlassen, weil sie dort in ständiger Angst, Not und Elend leben mussten. Es herrschen Krieg und Terror, Verfolgung, Armut und lebensbedrohende Situationen. Die "Heimat" ist zum Albtraum geworden.

Der unablässige Strom von geflohenen Menschen stellt unser Land, die Bundesländer und vor allem die Kommunen, die Städte und Gemeinden, vor enorme Herausforderungen. Wie gehen sie mit diesen Menschen um? Wie ergeht es diesen Menschen bei uns? Wie ist die Situation in Aichach?

Antworten darauf und viele weitere Informationen aus allererster Hand gibt Klaus Habermann, Erster Bürgermeister der Stadt Aichach. Anschließend kann/soll/darf diskutiert werden.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die SPD Aichach freut sich sehr auf Ihre Teilnahme!

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Bericht zur Veranstaltung

Aichach und die Flüchtlingskrise

Info-Veranstaltung Asyl am 15.10.2015 1
Der Bürgerkrieg in Syrien und die bewaffneten Konflikte in Afghanistan und Afrika erreichen schon seit Monaten auch Aichach. Insgesamt leben inzwischen 319 Personen in der Kreisstadt – davon vier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – die vor Tod, Vertreibung und Krieg geflohen sind. Schon in der kommenden Woche könnte sich die Zahl sogar noch einmal erhöhen. Für die Politik und alle Menschen in der Stadt ist das eine große Aufgabe, die nicht leicht fällt. Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann selbst beschäftigt sich täglich mehre Stunden mit den Flüchtlingen, die in den Stadtgrenzen Schutz suchen. Im Rahmen eines Vortrages des Ortsverbandes der SPD im TSV-Re(h)staurant schilderte er ausführlich die aktuelle Lage. Und stellte die Frage: „Können wir es wirklich schaffen?“ Damit sprach er auch vielen Anwesenden aus der Seele, die eine Dauerbelastung ohne Ende fürchten. Schon heute spüren Rettungskräfte und freiwillige Helfer erste Ermüdungserscheinungen. Habermann lobte ihr großes Engagement und das Herzblut aller Helfer, doch auch er konnte kein baldiges Ende der Anstrengungen versprechen, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Dabei sei nicht die Aufnahme von Flüchtlingen die größte Aufgabe für unsere Gesellschaft, sagte der Bürgermeister, sondern deren Integration in die Gesellschaft. Und vor allem hier sieht sich Habermann von der großen Politik allein gelassen.

Vor allem kritisierte er die fehlende Führungsrolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrer Regierung. Besonders enttäuscht ist das Stadtoberhaupt dabei über die fehlende Unterstützung beim Deutschunterricht. „Das kann nicht sein, dass das Ehrenamtliche machen. Obwohl es eine Aufgabe des Staates wäre.“ Hier zu schlampen sei unverzeihlich, sagte Habermann. „Sprache ist der zentrale Bestandteil der Integration.“

Zwar hätten sich die Flüchtlinge bereits gut eingelebt und erste Freundschaften mit ihren Nachbarn geschlossen, berichtete Habermann mit sichtbarer Erleichterung. Doch müsse nun gehandelt werden. Immerhin stammen viele der Asylbewerber aus Syrien und Nigeria. Und damit aus Staaten, die als unsicher gelten. Das sie zurück in ihre Heimat müssen, ist also unwahrscheinlich. Sie werden auf längere Zeit in Aichach bleiben. Und, sofern gewünscht, mit ihrer Duldung auch Bürger der Stadt werden. Mittelfristig müsse für sie Wohnraum geschaffen werden. Doch wo soll sozialer Wohnbau in der Stadt umgesetzt werden? Noch gebe es dafür keinen spruchreifen Plan, so der Bürgermeister.

Info-Veranstaltung Asyl am 15.10.2015 2
Zeitgleich warnte Habermann vor einer „Gettoisierung“, sollten nur Flüchtlinge in hastig gebaute Wohnungen gestopft werden. Viel mehr wünsche er sich eine „normale Verteilung“, also eine Mischung, die nicht zwischen Flüchtlingen und Deutschen unterscheidet. „In Aichach soll jeder bezahlbaren Wohnraum finden, der ihn sucht“, betonte Habermann. Dabei dürfe Herkunft und Vergangenheit keine Rolle spielen. Dieser Aufgabe müsse nicht nur er sich in kommenden Jahren stellen, sondern vielmehr die gesamte Stadt und ihre Verwaltung.

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